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2. Spendenübergabe Familie Koch  13.08.2019

Ein Bericht von Sonja Oltmanns

Kitty konnte gestern nicht mit, sie sagte, sie müsse „über den großen Teich“ zum Spenden sammeln.

 

Darum waren Thomas und ich (Sonja) gestern alleine nach Esens, zu der Familie Koch.

Das es nicht einfach werden würde, das war mir klar, aber mit so einer Geschichte haben wir beide nicht gerechnet. Thomas neben mir war auch verdächtig still als wir Wera zuhörten.

 

Aber fangen wir von vorne an.

 

Ich habe Thomas gefragt ob er mit möchte oder lieber nicht. Er ist vorbelastet und ich wusste nicht ob er sich das „zumuten“ möchte.

 

Er sagte nur: „Wie spät soll ich da sein?“

 

Zusammen sind wir dann in strömenden Regen mit unseren Guzzis los nach Esens.

 

Wera kam gleich zur Tür, ich konnte noch gerade meine nassen Sachen ausziehen, da war ich auch schon in ihren Armen verschwunden. Thomas war zuerst dran . Zwei Kinder sind auch gleich da und freuen sich über Überraschungseier und Kinderschokolade. Wera bekommt eine sehr pflegeleicht Blume geschenkt, eine die eigentlich niemals eingeht. Ich überreiche sie mit den Worten, das Stefan sie über viele Jahre überleben möge.

 

Sie lud uns in ihr schönes, helles freundliches Haus ein. Überall nur helle Farben, nichts dunkles, trauriges, überall hängen Fotos von fröhlichen Menschen, die beiden als Brautpaar, als Familie und natürlich viele Fotos von den Kindern. Wir nehmen in der gemütlichen Küche Platz, Kaffee ist sofort da.

 

Stefan, der Mann von Wera, hatte vor 5 Jahren einen Hirntumor, ein Neoblastom.

 

Die Kinder waren zu dem Zeitpunkt 6 und 1 Jahr alt. Als die einjährige damals geboren wurde war Stefan in Afgahnistan, er kam erst nach Hause als sie 7 Wochen alt war.

 

Dann kam der Tumor. Überlebenschance 1 Prozent . Der Vorgesetzte von der Bundeswehr hat die Beerdigung organisiert und ging ihm aus dem Weg als er nach über 2 Jahren den Dienst wieder antrat. Über 100 Chemos und Bestrahlungen ließ er über sich ergehen. Er versprach Wera, ich lasse dich nicht alleine. Hat er auch nicht. Die Beiden haben einen festen Glauben. Sie glauben an Kraft und Zuversicht. Es hat geholfen. Ebenso stark glauben sie an die Kraft der Natur.

 

Die Ärzte sagten er könne keine Kinder mehr zeugen, darum wurde nicht verhütet. Es dauert nicht lange, da meldete sich Nachwuchs an und die Ärzte rieten dringend zur Abtreibung.

 

Ich sagte ja schon, die beiden haben einen starken Glauben. „Es ist ein Geschenk – wir nehmen es an“ sagte Wera.

 

Und als er gesund und putzmunter geboren wurde, sagte Wera, schaut er aus wie sein Vater Stefan.

 

In dem Moment, als Wera das erzählt, patschen zwei kleine Hände an die Terrassentür und der dreijährige drückt die Tür auf und sagt: „Mama, ich habe AA in der Hose“.

 

Mir laufen die Tränen. Schon wieder.

 

Nun ist er wieder da, das Neoblastom. Dieses mal nicht im Großhirn sondern im Kleinhirn.

 

Nach der OP wacht er als völlig fremder Mensch auf. Kann kaum sprechen, sich kaum bewegen.

 

Zur Zeit ist er in der Reha. Heute wird ein MRT gemacht. Stefan wollte nicht, er will nicht wissen was im Kopf los ist. Wera konnte ihn überreden um auszuschließen das er keinen Schlaganfall hatte (wegen der Lähmung im Arm etc.)

 

Wera zeigt uns ein Video das die beiden gestern extra für uns aufgenommen. Wera bedankt sich, Stefan versucht ihr nach zu sprechen.

 

Mir laufen die Tränen, schon wieder. Thomas ist auch ganz still.

 

Wir trinken den Kaffee, hören noch viel zu, erzählen auch selber von unseren Erfahrungen, Thomas berichtet von seiner Geschichte.

 

Wir haben noch sooooo viel gehört, das kann und will ich gar nicht alles wieder geben. Zb das Wera selber krank war, nicht lebensbedrohlich, sie war aber sehr eingeschränkt.

 

Diese kleinen fiesen zwischenmenschliche Dinge wie zb. : „Stefan hat es doch gut, er ist bei der Bundeswehr, die zahlen doch alles“. Nein, zahlen sie nicht – und wer würde tauschen wollen?

Oder der Arzt, der sagte: "Wer ein Neoblastom hat, der hat den Dämon in sich und ist verdammt"

Oder: "Du hast doch schon 5 Jahre geschenkt bekommen"

Nach gut zwei Stunden brechen wir wieder auf. Herzliche Umarmungen, Versprechen das wir uns auf den laufenden halten. Wera hat gleich nachdem ich ihr die Zusage der Spende gab, diese Naturmittel, an die sie so sehr glauben, bestellt. Das Paket kam gestern – pünktlich zu unserem Besuch. Gutes Zeichen.

 

Unterwegs halten Thomas und ich noch mal an um uns zu verabschieden. Thomas sagt noch: „Ganz schön harter Tobak“ und dann fahren wir getrennt nach Hause. Bei mir kullern immer noch die Tränen. Unterwegs halte ich noch mal um diesen grandiosen Himmel zu fotografieren – der irgendwie an die Situation der Familie Koch erinnert.

 

Es hat uns beide sehr mitgenommen – aber ich würde es immer wieder tun. Wir (alle!) haben nicht nur Geld gespendet – sondern HOFFNUNG !

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